Wiederholung – wieder geholt

Ich habe heute (nicht zum ersten Mal) gemerkt, dass es immer wieder dieselben Begriffe sind, die aus meiner Stille auftauchen. Diese Wiederholungen möchte ich einmal genauer erkunden.

In meinem Selbstumgang erlebe ich eine Menge Wiederholungen, der Tag ist geradezu voll mit ihnen. Meine alltäglichen Routinen vom Aufstehen bis zum ins Bett gehen sind kleine Variationen des immer gleichen. Dabei stoße ich auf das Phänomen, dass ich in etlichen dieser Routinen wenig Bewusstheit pflege, sie also einfach mache, einfach weil ich sie immer so mache.

In meinen nahen Beziehungen gibt es ebenfalls diese Routinen, allerdings werden sie dort häufiger hinterfragt und sie scheinen mir zugänglicher für Veränderungen. Gemeinsame Wiederholungen haben geradezu einen rituellen Charakter, der die Gemeinsamkeit bezeugt und erneuert.

Im sozialen Umfeld besitzen Wiederholungen einen gleichermaßen beruhigenden wie beunruhigenden Effekt für mich. Beruhigend empfinde ich z.B. das Ritual des Wetterberichts – trotz Wiederholung jeden Tag neu (!). Eher beunruhigend sind für mich die Wiederholungen des zeitgenössischen Lebensstils – vor allem die fast allgegenwärtige Bereitschaft, überall Gefahren zu erblicken oder Skandale zu wittern – Sensationen als Wiederholung.

Auf der Empfindungseben erlebe ich mit dem Begriff eine Entspannung der Wirbelsäule, der Augen und des Nackens. Die Stimmung die dabei auftaucht ist ruhig, fast schläfrig und eher angenehm.

Ich denke, dass ein Leben ohne Wiederholungen nicht möglich ist. Alleine der Umstand, dass wir im Tag-Nacht Rhythmus leben, sorgt schon dafür. Wiederholungen spenden eine Illusion der Vorhersagbarkeit, der Kontrolle und der Sicherheit. Das illusorische darin mag auch zum Problem werden, vor allem dann, wenn Routinen nicht gut zum Ziel der Handlung passen – z.B. routinierte Vermeidungshandlungen.

Ich hoffe sehr, dass mir meine liebgewordenen Routinen erhalten bleiben. Ich befürchte aber auch, dass ich mitunter blind in Wiederholungen handle und Alternativen übersehe. Mein Ziel ist, dass ich immer wieder genügend Bewusstheit in Alltagsroutinen pflege, vor allem in Beziehungen. Ein weiteres Ziel wäre, meine Wiederholungen zu überprüfen, ob es nicht alternative Möglichkeiten gibt.

In der Abschlussstille fühle ich mich wieder ruhig, ein wenig wacher als zuvor und zuversichtlich. Ich werden nächsten Montag wieder aus der Stille schreiben, wie der Wetterbericht, immer wieder dasselbe, immer wieder neu.

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