Unterlegen – Auferstanden

Es ist wohl Ostern zu verdanken, dass solche Begriffe aus der Stille auftauchen.

Unterlegen in meinem Selbstraum fühle ich mich, wenn ich krank bin oder auch, wenn ich Impulsen nachgebe, zu denen ich eigentlich eine kritische Meinung habe – Rauchen z.B.

Das Unterlegenheitsgefühl in Beziehungen hat eine alte Geschichte. Es kommen Erinnerungen aus der Kindheit, verbunden mit der  Ohnmacht gegenüber den Eltern. Ich brauche auch heute noch einen gewissen Anlauf, damit ich mich traue, meine Anliegen gegenüber meiner Liebsten zu äußern.

Im sozialen Raum nehme ich mich am meisten unterlegen wahr, tendenziell ohnmächtig. Meine Einflussmöglichkeiten betrachte ich als marginal und das bei gleichzeitig hohem Handlungsbedarf. Die Mächte der Gesellschaft erscheinen mir übermächtig und unerreichbar.

Die körperliche Empfindung stellt sich sehr schnell ein – der Kopf sinkt nach vorne, das Brustbein nach innen. Es ist assoziiert mit Scham und es fühlt sich an, als würde sich mein Geist ganz tief in mein inneres zurückziehen.

Ich denke, dass Unterlegenheit eine sehr schwierige Erfahrung ist. Existenziell wahrscheinlich unvermeidlich, hinterlässt eine Niederlage ihre Spuren im Selbstbild. Unterlegenheit ist auch eine Ohnmachtserfahrung und als solche für das Bewusstsein nahezu unerträglich. Ich vermute, dass viele Schuldzuweisungen ihren Ursprung darin haben, dass eigene Ohnmachtserfahrungen so erklärbar gemacht werden sollen.

Meine Hoffnung geht dahin, möglichst nicht mehr unterlegen zu sein – ein Vermeidungsziel und damit hoffnungslos! Vielleicht kann ich anstreben, mit meinen Niederlagen konstruktiv umzugehen – sie dann anzunehmen, wenn sie mir widerfahren sind, meine Verantwortung darin annehmen und meine Fehler bedauern kann. Meine größte Angst liegt wohl darin, dass ich befürchte, eine Niederlage nicht zu verhindern, die ich hätte verhindern können – ebenfalls eine Vermeidungsstrategie (sic).

In der Abschlussstille komme ich in Kontakt mit meiner Lebenskraft und ihrer unverwüstlichen Zuversicht, dass es nach jeder Niederlage weitergehen wird. Die Karten sind dann neu gemischt und so lange es noch etwas zu erreichen gibt, habe ich die Gewissheit, dass ich wieder aufstehen werde.