Weihnachten ist das Christliche Fest der Geburt des „Heilands und Erlösers“ und damit des Hoffnungsträgers dafür, dass „Alles wieder gut wird“. Es kann sich damit wunderbar in vorchristliche Glaubenssysteme einfügen – dem Fest der Wiedergeburt der Sonne, nach der längsten Nacht. Gerade diese „ewige Wiederkehr“ der lebenspendenden Sonne und des Lichts vermittelt ebenso den Gedanken des „Alles wird wieder gut“, als auch das Gefühl der Hoffnung, die ja bekanntlich als letzte stirbt.
Die Weihnachtszeit soll doch bitte schön ein Fest der Liebe sein (au ja!), die Krisen sollen sich mal für eine Weile beruhigen oder doch mindestens in den Hintergrund treten, damit sie meine festliche und liebevolle Stimmung nicht stören.
Mit dem Realming Modell kann ich mich selbst fragen, ob ich in liebevoller Stimmung bin, ob ich mich über die Geburt Christi freue, ob ich Hoffnung finde für die Zukunft. Ich kann schauen, welches Ritual ich mit meinen Lieben, meiner Familie und Freunden feiern will und kann mich fragen, wieweit dieses Datum meine ferneren sozialen Bezüge berührt.
Ich selbst kann (mit mehr oder weniger Mühe) das ganze Jahr über, meinen Kontakt zu Liebe und Hoffnung finden – spüre dann eher einen gewissen Trotz, wenn ich das gewissermaßen auf Kommando tun soll.
Die Rituale in unseren(Herkunfts- und eigenen) Familien geben mir ein Gefühl von Vertrautheit, eine Art Erneuerung und Wiederkehr von Altbekanntem, das sich auch irgendwie wohlig anfühlt.
Im sozialen Feld finde ich jede Menge Reibungspunkte – Kommerzialisierung, Verdrängung von Krieg und Elend, Ungerechtigkeit die weh tut und vergessen wird. Auf der anderen Seite die Rituale des Glockengeläuts, der Adventsgeschichte, viele Kerzen und Glitzer, die alle zusammen so etwas ambivalent Heimeliges für mich haben.
Mir gefällt ein regelmäßiges Ritual des Innehaltens, der Besinnungspause, der Zeit füreinander. Alle Jahresfeste erinnern uns auch daran, dass wir auf dem Planeten Erde durch ein unermessliches Weltall rasen, dass diese Erde sich um sich selbst und um die Sonne dreht und so die Illusion der ewigen Wiederkehr erzeugt.
In seiner christlichen Wendung werden wir zu Weihnachten daran erinnert, dass es wichtig ist, seine Mitmenschen zu respektieren und möglichst zu lieben, mildtätig zu sein, zu vergeben und verantwortungsvoll zu handeln. Ich persönlich brauche dazu nicht, die Dogmatik der Kirchen, es gelingt mir (meistens) diese Haltung aus Einsicht zu gewinnen. Dennoch bin ich froh, dass es Institution gibt, die sich der Aufgabe verschrieben haben, die Menschen an ihre Mitmenschlichkeit zu erinnern.
Ich finde, dieses Jahr hat gezeigt, dass es immer schwieriger wird, alles wieder gut werden zu lassen. Die Komplexität der sozialen/politischen Prozesse hat sich zu neuen Höhen aufgeschwungen, die ökologischen Zustände haben sich (teilweise) zu Phasen entwickelt, aus denen es kein Zurück mehr gibt. Sicher tut es gut, die Sorgen für eine Weile auszublenden, aber ich hoffe, dass die Kraft, die in dieser Zeit getankt werden kann, im nächsten Jahr dafür genutzt wird um eben nicht wieder alles so weiter zu machen, wie bisher.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Übergang ins neue Jahr!