Aus Termingründen finde ich erst am Mittag zur Montagsstille. Es tauchen die Begriffe Wohl und wollen auf – ich bin gespannt.
In meinem Umgang mit mir selbst will ich mich gerne wohl fühlen. Das gelingt mir am besten, wenn ich spazieren gehe oder einfach in meinem Bett liege und vor mich hin träume. Andererseits ist das auch eine Gelegenheit, mir Gedanken über die Herausforderungen zu machen, mit denen ich mich nicht so wohl fühle, vor allem wenn es um Dinge geht, die ich will, aber nicht erreiche, dann liegt das Wollen quer zum Wohligen.
In meiner nahen Beziehungswelt wird das Wohlige zum Gemeinschaftsprojekt, das ich nur mitgestalten kann. Das Wollen der Beteiligten hat jedenfalls nicht immer dasselbe Ziel, aber wenn es dann einmal so ist, ist es auch besonders wohlig.
Das Wohl in der Gesellschaft ist für mich schwer zu bestimmen. Mein Eindruck ist, dass sich eher wenig Menschen wohl fühlen und dass etliche eigentlich ein anderes Leben wollen – eins mit weniger Sorgen, Druck und Ängsten. Ich selbst habe es auch nicht so leicht, mich in sozialen Zusammenhängen wohl zu fühlen, obwohl ich es manchmal wollen würde.
Auf der Empfindungsebene kann ich eine doppelte Bewegung wahrnehmen. Eine Sehnsucht nach Wohligkeit, Entspannung, loslassen – ich spüre das in der Brust und der oberen Wirbelsäule, ein nach-hinten-sinken in Vertrauen. Es kommt aber recht schnell der Impuls nach vorne, eine Anspannung in der Augenpartie und in den Brustmuskeln – assoziiert ist das mit etwas-tun-wollen. Als müsste ich erst genug getan haben, damit ich mich endlich wohlfühlen darf.
Emotional fühle ich ein sanftes Lächeln, eine ruhig Freude in Richtung des Wohligen. Der Impuls des Wollens ist eher mit so etwas wie Misstrauen verbunden.
Ich denke, das Wohl etwas mit stimmigen Umständen zu tun hat. Abwesenheit von Gefahr, Anregung im richtigen Maß, Gesundheit, Beziehung, Zugehörigkeit und Sinn. Ich denke auch, dass solche Umstände die eigentlichen Ziele des Wollens sind, dass das Missliche dabei ist, dass ich niemals auch nur annähernd die Kontrolle darüber erreichen kann, es mir auch so einzurichten.
Ich hoffe sehr, dass ich künftige günstige Umstände auch dazu nutzen kann, mich wohlig in sie einzufügen und nicht, mich womöglich von meinem Wollen daran hindern lasse. Eine Befürchtung wäre, dass ich mich von Schein-Wohligkeiten – z.B. Konsum von was auch immer – davon abbringen lasse, danach zu streben, dass spürbar Wohlige zu genießen.
Ich denke, ich habe eine Präferenz des Wollens gegenüber dem Wohligen und ein Schritt für mich wäre es, meine Wohligkeitstoleranz zu trainieren. Zu üben, dass ich wohlige Umstände auch genießen kann, dass sie mir Kraft geben können um danach wieder zu wollen.
In der Abschlussstille fällt mir ein Zitat von A.N. Whitehead ein – sinngemäß: Menschen wollen sich wohlfühlen. Wenn sie sich wohlfühlen, wollen sie sich noch wohler fühlen und wenn sie sich noch wohler fühlen, dann wollen sie sich noch wohler fühlen. So betrachtet eigentlich ganz einfach – wenn wir uns einfach nur miteinander wohlfühlen könnten. Aber das ist ein ganz anderes Thema.