Das Grenzthema ist im Moment medial allgegenwärtig – Sei es die Flüchtlingsfrage, sei es der Respekt vor sexueller Integrität oder die Frage nach den Grenzen des Wachstums.
In meinem Umgang mit mir selbst begegnen mir Grenzen meiner Leistungsfähigkeit, die Begrenztheit meiner Zeit und immer wieder Fragen nach meiner Selbstdisziplin und wie streng diese auszulegen ist.
In meinem nahen Umfeld spielen Erwartungsgrenzen eine Rolle. Wie viel kann und darf ich von meinen Lieben erwarten, wie viel, diese von mir? Wo enttäusche ich Erwartungen – setze ein Grenze – und wo begegne ich einer Grenze? Viele Grenzverläufe haben sich quasi selbst organisiert und sind kaum konflikthaft. Erst wenn Änderungswünsche auftreten, kommen Grenzverhandlungen in Gang.
Sozial begegnen mir zahlreiche Grenzen. Meine „Bildungsausstattung“ grenzt mich von einigen Berufsfeldern aus. Mein ökonomische Ausstattung von einigen Segnungen der Kultur. Andererseits habe ich mich schon recht früh von einigen gesellschaftlichen Gepflogenheiten abgegrenzt – ich wollte kein „Spießer“ sein und somit z.B. keine Krawatten tragen.
Körperlich spüre ich beim Thema eine große Kraft vor allem auf der Körperrückseite, in den Augen und an der Stirn. Die Hüftgelenke fühlen sich etwas wackelig an und die Fußgelenke etwas zerbrechlich.
Emotional fühle ich mich zwischen Ärger und Trotz gestimmt. Mehr in der Tiefe kann ich dann auch Furcht wahrnehmen.
Ich habe mir schon viele Gedanken zum Grenzthema gemacht. Grenzen sind meiner Ansicht nach unvermeidlich, denn erst Grenzen ermöglichen Unterschiede. Grenzen definieren Räume und Grenzen müssen für einen Austausch durchlässig sein. Das Realming Modell geht explizit mit dem Grenzthema und seinen zahlreichen Variationen um. Die persönlichen und sozialen Räume, deren Grenzmarkierungen und den Austauschprozessen die über die Grenzen hinweg und durch sie hindurch stattfinden.
Ich hoffe immerzu, dass mir diese Einsicht hilft, konstruktiv mit Grenzen umzugehen. Dass ich in der Lage bin, z.B zu erkennen, wann ich ausgrenze weil ich eine diffuse Furcht empfinde. Ich habe inzwischen ein gewisses Vertrauen darin, meine Grenzen verteidigen zu können. Andererseits hoffe ich aber auch, meine Grenzen, meinen Raum und meine Präsenz noch ausweiten und erhöhen zu können. Meine Befürchtungen liegen in Richtung der Überwältigung, Demütigung und Ausgrenzung.
Meine Grenzziele leiten sich daraus ab. Ich denke, dass ich weniger Raum einnehme, als ich es könnte, weil ich der Furcht zu große Macht einräume.
Dieser Blog ist ein Schritt für mich, meinen Raum in der Öffentlichkeit zu markieren und mich darin sichtbar zu machen (die Befürchtungen, die dabei mit auftreten, muss ich tolerieren).
Sollte der Schritt erfolgreich sein, wird er große Wirkungen auf meine Zeiträume in allen Lebensbereichen haben.
Ich fühle mich jetzt gestärkt und ermutigt, diesen Weg weiter zu gehen.