Realming und Klima

Realming betrachtet das Leben und die Welt aus einer Perspektive, die die Grundlagen der Phänomene mit betrachtet. Also alles was ist, hat eine Grundlage, auf der überhaupt etwas entstehen kann. Dabei ist „Grundlage“ nicht als eine Fläche zu verstehen, sondern als eine Sphäre (kugelförmiger Raum). Es sind die Umgebungen, die menschliches Leben und Bewusstsein erst ermöglichen und auch begrenzen.

Die notwendigen (grundlegenden) menschlichen Umgebungen

Realming betrachtet besonders die Umgebung des „Lebens“, also der Biosphäre, ohne die es keine Menschen geben könnte. Die Umgebung der „Liebe“, der Bereich der Bindung und bedeutsamen Beziehung ist eine weitere Umgebung, ohne die kein kohärentes menschliches Selbst entstehen könnte. Die dritte wesentliche Umgebung ist das „Teilen“, das soziale Umfeld, das erst die typisch menschliche Existenz ermöglicht.

Die Grundlagen der menschlichen Umgebungen

Aber natürlich hängt die Biosphäre nicht in einem luftleeren Raum. Sie lebt auf der Grundlage des Planeten Erde, der wiederum auf das Sonnensystem und den Mond angewiesen ist. Die Erde lässt sich als selbstorganisierendes System betrachten. Verschiedene Kräfte wirken auf sie ein, am stärksten sicher die Sonne. Auf, bzw. in diesen Grundlagen hat sich das Leben entwickelt und den Planeten zu dem geformt, den wir als Erde kennen.
Das selbstorganisierende System wurde dadurch sehr viel komplexer. Die Atmosphäre, die Ozeane, die Berge, die Pflanzen und noch einiges anderes tragen dazu bei, dass die Erde ein lebensfreundlicher Ort geblieben ist. Diese Lebensfreundlichkeit ist nun in großer Gefahr. Die Menschheit hat vergessen, dass sie auf eine bekömmliche Umgebung angewiesen ist und sie ist dabei, das, was sie am Leben erhält, vollständig umzukrempeln, bzw. zu zerstören.

Grundlagen und Bedeutungen

Die Ordnungsebenen von Gegebenheiten können erkannt werden, indem man ein Gedankenexperiment vollzieht. In diesem Experiment wird fantasiert, dass ein Aspekt völlig verschwinden würde. Alles was dann mit verschwinden würde, war auf einer höheren Ebene gelegen (wäre bedeutender gewesen), alles was übrig bleiben würde, war grundlegender.
Ein Beispiel: Ich betrachte meinen Schreibtisch und sehe viele Dinge herumliegen. Blätter, Bücher, der Bildschirm, Regale, den Fußboden usw. Wenn ich mir vorstelle, dass alle Blätter verschwinden würden, wäre ich erleichtert, dann wäre endlich mal wieder aufgeräumt. Alles andere bliebe erhalten.
Wenn ich mir vorstelle, meine Tastatur würde verschwinden, säße ich vor einem Bildschirm, den ich nur noch mit der Maus ansteuern könnte – der Computer bliebe zwar erhalten, wäre aber nicht mehr für mich nutzbar – die Tastatur ist grundlegend für die Nutzung des Computers.
Wenn ich mir vorstelle, alle Möbel würden verschwinden, säße ich mit all den Papieren, Büchern usw. auf dem Boden.
Wenn ich mir dann vorstelle, dass der Boden verschwindet, dann verschwände alles andere mit ihm. Der Boden ist also eine grundlegendere Ebene als Möbel, Computer, Papiere etc. – Na ja, ich könnte so gut es ginge aufräumen und mir neue Räume suchen.
Meine Büro Gegebenheiten stehen in einem Zusammenhang. Schreibtisch, Computer, Blätter usw. haben miteinander zu tun, verweisen aufeinander, ergeben erst miteinander ein nutzbares Büro.
Anders sieht der Fall aus, wenn ich mir vorstelle, dass es keinen elektrischen Strom gäbe. Kein Strom, kein Computer, kein Telefon, keine elektrische Beleuchtung – mein Büro sähe ziemlich anders aus. Und auch wenn ich mein Büro verlassen würde, käme ich in einer ziemlich fremden Welt an – keine Autos, keine Straßenbahnen, keine Straßenbeleuchtung usw.
Mit der Entdeckung und Entwicklung des elektrischen Stroms sind so viele Entwicklungen verbunden, dass dessen fantasierte Vernichtung, alles verändern würde, was wir als Alltag kennen. Ähnlich große Auswirkungen hätte die Vernichtung von fossilen Energieträgern.

Vernichtung der Bio- und Atmosphäre?

Was im Augenblick geschieht, ist, dass die globale Menschheit dabei ist, ihre Atmosphäre, wenn nicht zu zerstören, so doch, sie nachhaltig zu verändern.
Die Atmosphäre liegt auf einer noch tieferen, noch grundlegenderen Ebene als Strom oder Erdöl. Die Menschheit kam lange ohne diese Technologien zurecht. Aber sie hatte immer eine Atmosphäre, die sich nur in tolerierbaren Grenzen verändert hat, und dasselbe gilt für die Ökosysteme.
Aus dieser Sicht wird deutlich, wie notwendig Maßnahmen sind, damit die Veränderungen der Atmosphäre nicht völlig entgleisen.

Möglichkeiten die Realming bietet

Realming bietet einen sehr abstrakten Blickwinkel. Der Ansatz, Phänomene von ihren Grundlagen her zu verstehen, bietet eine andere Form von Verständnis als die Betrachtung der Einzelphänomene und deren Zusammenhang.
Realming betrachtet die Notwendigkeiten von Lebewesen – ihre Pflichten, sich durch Grenzen zu schützen, sich über die Grenzen hinweg mit den Umwelten auszutauschen und diese Prozesse zu regulieren.
Grenzen, Austausch und Regulationen mit der natürlichen Umwelt brauchen dringend eine neue Justierung.

Die gute Nachricht von Realming

Persönliches Erleben

Realming entspringt einerseits einer recht abstrakten Betrachtung und mag auf den ersten Blick etwas kühl wirken. Realming ist andererseits aber ganz nahe beim persönlichen Erleben. Und das persönliche Erleben ist emotional – es geht darum, zu leiden und sich zu freuen, sich zu ärgern und neugierig zu sein, sich zu schämen und sich stolz zu fühlen. Alle diese Emotionen und noch einige mehr gehören zum menschlichen Erleben. Sie sind bauartbedingt menschlich – Menschen sind so, weil sie sind!

Scham und Schuldgefühle

Viele Menschen schämen sich z.B. für ihre Gefühle, für ihre Impulse oder ihre Fantasien. Manche fühlen sich wertlos oder ungeliebt, zu wenig beachtet oder ausgegrenzt, unfähig, ungeschickt u.v.m. Sehr viele Menschen suchen den Fehler bei sich selbst und geben sich auch noch selbst die Schuld dafür, dass sie sich so fühlen, wie sich fühlen.

Sinn durch Gefühle

Das Problem sind aber nicht die Gefühle. Das Problem sind die Bedeutungen, die den Gefühlen gegeben werden. Gefühle haben bereits eigene Bedeutungen – sie bewerten unsere Erfahrungen. Sie sagen uns, wie wir etwas finden – angenehm, aufregend, ärgerlich, lustvoll usw. Diese Gefühle vermitteln uns den Sinn und die Bedeutung einer Situation – es gibt keinerlei Grund, sich für sie zu schämen.

Soziale Bewertungen

Aber Gefühle werden auch sozial gedeutet, z.B.: „Ärger ist böse.“ „Trauer ist eine Schwäche.“ etc. Diese sozialen Deutungen wurden uns schon früh im Leben vermittelt. Viele dieser Bedeutungen wurden danach nie mehr in Frage gestellt.

Biografie und Besonderheit

Aus der Sicht von Realming prägt und formt die Biografie wesentlich die Persönlichkeit mit. Das bedeutet aber nicht, dass eine Person durch ihre Biografie vorbestimmt ist. Im Gegenteil – durch die Kenntnis der Biografie kann ein Mensch freier mit seinen biografischen Besonderheiten umgehen.

Jeder Mensch ist einmalig

So betrachtet ist jeder Mensch einmalig, gerade weil er seine Menschlichkeit mit allen anderen Menschen teilt. Ich habe neulich einen bedenkenswerten Spruch gehört: „Erst wenn Du Deine Einzigartigkeit als Vorteil sehen kannst, wirst Du Frieden finden.“

Realming schätzt die Einzigartigkeit jedes Menschen vor dem Hintergrund seiner Menschlichkeit – Jetzt Kennenlernen auf dem Realming Workshop: „Wohin bloß mit den Aggressionen?“ Samstag 30.03. von 10 bis 18 Uhr in Freiburg

Was bedeutet Realming?

Was bedeutet Realming?

Realming bedeutet Räume zu erschaffen. Raum ist in jeder Wahrnehmung enthalten, alles was Menschen wahrnehmen ist räumlich und zeitlich angeordnet. Es gibt physikalische Räume – Häuser, Hallen, Zimmer und Schränke; Zeiträume – Sekunden, Stunden, Tag- und Nachtzeit u.v.m.
Es gibt die psychischen Räume des Selbstseins, Beziehungsräume mit anderen, Meinungsräume, Handlungsräume, Spielräume und Wahrnehmungsräume.
Alle Räume bringen Grenzen mit sich, die den Raum erst definieren. Diese Grenzen können solide und zuverlässig sein, sie können brüchig und durchlässig sein, sie können den Raum zu eng zum Atmen machen oder so weit sein, dass man sich im Raum verlieren kann.
Das Leben an sich ist das raumschaffende Prinzip. Von Einzellern bis zum Menschen umgrenzen sich Lebewesen um leben zu können. Räume und Grenzen ermöglichen erst das Leben; Leben erschafft Räume und Räume sind für das Leben notwendig.
Realming erforscht die Aktivität der Schaffung von Räumen. Diese Aktivität ist körperlich, seelisch, geistig, sozial und spirituell. Die eigenen Räume können bewusst werden und werden so Anpassungen zugänglich.

Was bedeutet, gut bei sich?

An jedem menschlichen Raum ist der jeweilige Mensch sowohl Teil der Grenze als auch Inhalt des Raums. Die gefühlte Gegenwart des lebendigen Körpers ist der Nullpunkt eines persönlichen Koordinatensystems. Diese gefühlte Gegenwart vermittelt Orientierung in jeder Situation. Orientierung ist die Grundlage eines sinnvollen Handelns.
Sinnvolles Handeln ist selbstwirksames Handeln. Um selbstwirksam handeln zu können, braucht es Selbstkontakt – die Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse, Erwartungen, Wünsche, Werte und Impulse. Selbstwirksames Handeln vermittelt Selbstwert und Zufriedenheit.
Realming bietet Übungen und Praxis für Selbstwahrnehmung. Verbunden mit der gefühlten Gegenwart entsteht so eine Basis für angemessenes Handeln, im Dienst der eigenen Zufriedenheit.

Was bedeutet, gut in der Welt?

Jeder menschliche Raum ist, in mehr oder minder großem Ausmaß, auch ein Teil eines sozialen Raums. Die sozialen Räume setzen ebenfalls Grenzen. Sie fordern Pflichten ein, geben Regeln vor und fordern Respekt.
Regeln bieten eine Orientierung. Sie sind eine Art Routine Anleitung für bestimmte Situationen. Die allermeisten dieser Routinen ließen sich auch auf eine andere Art erledigen, aber sozial hat sich eben eine bestimmte Art durchgesetzt.
Gute Regeln helfen, das Miteinander zu erleichtern. Wo das Miteinander schwierig wird, sind entweder die Regeln ungeeignet oder die Regel wurde nicht richtig verstanden und angewendet. Etliche dieser Regeln sind nirgendwo niedergeschrieben – sie wurden in der Kindheit aufgenommen und werden meist ein Leben lang befolgt.
Es möglich, diese Regeln anders zu interpretieren, als es in der Kindheit geschehen ist. Realming bietet ein Modell von sozialen Situationen und wiederkehrender Interaktionen zwischen Menschen. Realming bietet Gelegenheit, sich seiner Regeln und deren Interpretationen bewusst zu werden. Mit Realming lassen sich neue Routinen finden, die das Miteinander erfüllender und angenehmer macht.

Wohin mit der Wut? Teil 3

wütende Frau

Wut und Rationalität

Gefühle stehen im Verdacht irrational zu sein, aber sind sie das wirklich? Rationales Denken ist ins Verhältnis setzendes Denken. Es erlaubt uns ein Urteil über einen Sachverhalt, indem es die beteiligten Komponenten zueinander ins Verhältnis setzt. Genau das macht auch ein emotionales Urteil. Im Falle der Wut – es wird Schmerz zugefügt, eine Grenze verletzt und das Urteil ist Aufforderung zu Protest und Widerspruch dagegen. Der Sachverhalt „Grenzverletzung“ wird ins Verhältnis zum eigenen Grenzbedürfnis gesetzt und das Urteil ist eindeutig. Gefühle können insgesamt als (Be)Wertungen für zwischenmenschliche Verhältnisse betrachtet werden. Furcht bei Bedrohung, Trauer bei Verlust, Scham bei schuldhaftem Verhalten usw.

Wut als Urteil

Ein Problem des Gefühlsurteils kann in seinem Ausdruck liegen – also wie gehe ich jetzt mit diesem eindeutigen Urteil um? Wie gesagt, die Wut treibt zu einem kraftvollen Ausdruck, der aber je nach Kontext unangemessen sein kann. Es ist also hilfreich, mit seiner Wut umgehen zu können, die Wut haben zu können und nicht von der Wut gehabt zu werden.
Wut, deren Anlass erkannt ist, „will“ dabei helfen, den Anlass zu beseitigen. Angriffe sollen abgewehrt, Angreifer unschädlich gemacht werden. Das Ziel der Wut ist Selbstbehauptung, das Bewahren der Autonomie und der Bewegungsfreiheit. Wut aktiviert den Körper und richtet ihn auf. Sie gibt den Impuls zur Grenzziehung und –Verteidigung.

Erfolglose Wut

Es gibt Machtungleichgewichte, die der angemessenen Wut keine Chance auf Erfolg geben. Eltern gegen Kinder, Vorgesetzte gegen Untergebene, Stärkere gegen Schwächere – die Grenzverletzung muss in Kauf genommen werden. Eine solche Niederlage hinterlässt ihre Spuren. Der Ärger muss abgewehrt werden, die Rachegelüste gezähmt und der Selbstwert reguliert. Vielleicht bekommt ein Schwächerer die Ladung ab oder der Groll wird in sich hineingefressen. Diese Situation begünstigt das „Irrational-Werden“ der Wut – sie richtet sich an die falschen Adressaten oder gegen sich selbst.

Wohin bloß mit der Wut? Teil 2

Aggressionen, Ärger, Wut und Zorn haben eine Schattenseite. Sie verfügen über das Potenzial gewalttätig und zerstörerisch zu werden. Diese Schattenseite wird durch verschiedene Umstände begünstigt. Dass Wut zuverlässig durch Schmerzen ausgelöst wird, habe ich bereits im ersten Teil dargelegt. Ein weiterer starker Auslösereiz sind Grenzverletzungen. Die „Territorien“ um die es dabei geht können unterschiedlicher Art sein.

Das Intim-Territorium

Zunächst das sog. „Intim Territorium“ – dieses betrifft den eigenen Körper. Wird dieser angegriffen, belagert oder in seiner Lebensführung frustriert, dann löst das Wut aus. Und es muss nicht einmal der eigene Körper sein, der davon betroffen ist, es genügt bereits Zeuge davon zu werden, dass einem anderen Menschen so ein Angriff widerfährt. Die dabei gefühlte Wut ist bestenfalls in der Lage, sich aus so einer Zwangssituation zu befreien. Im weiteren Sinn gehören auch die wichtigen Mitmenschen – Partner*innen, Kinder, Eltern, gute Freund*innen zum Intimterritorium. Angriffe auf diese sind quasi auch persönliche Angriffe.

Das Image

Ein anderes Territorium ist das Selbstverständnis, das Image, das jemand von sich hat und nach außen zeigt. Die meisten Menschen haben ein Selbstbild, das sie als verantwortungsvoll, liebenswert, kompetent oder auch hart, entschlossen und überlegen u.v.m. auszeichnet. In aller Regel bestätigen Mitmenschen diese Vorstellungen (man beachte die doppelte Bedeutung von „Vorstellung“). Auch hier gibt es die Variationen der Grenzverletzung. Direkter Angriff auf das Image, Verweigerung der Bestätigung oder das Festnageln auf einen Aspekt des Images. Solche Angriffe werden als sehr schmerzhaft erlebt. Der Ärger darüber kann bestenfalls dabei helfen, für sich einzustehen und den Angreifer in seine Schranken weisen.

Glaube

Noch ein Territorium besteht in den Weltbildern und Glaubenssystemen, die sich ein Mensch macht. Gläubige jeglichen Glaubens reagieren meist sehr empfindlich auf Kritik an diesem – sei es als Belustigung, als Abwertung, Ablehnung oder Ausgrenzung.

Ko-Territorien

Im sozialen Raum lassen sich auch Ko-Territorien beschreiben. Z.B. als Mitarbeiter in einer Firma in einem definierten Arbeitsbereich, der mit anderen Bereichen zusammenarbeiten muss. Auch hier können Rivalen eindringlich stören, durch Dauertratsch an der Arbeit hindern oder es entwickelt sich womöglich eine Mobbing Dynamik.

Für alle Arten von Grenzverletzung steht der/die Betroffene vor der Frage, was er nun mit seiner Wut anfangen soll. Die abwertende soziale Einschätzung von Wut beruht vor allem auf der oben erwähnten Schattenseite. Aber Wut ist nicht gleich Zerstörung oder Gewalt. Wut bewertet zutreffend eine Grenzverletzung als inakzeptabel und stellt die Energie bereit, sich dieser Verletzung entgegenzustellen und sein Territorium zu verteidigen und diese ist auch ohne Gewalt und Zerstörung möglich.