Realming ist Selbsterfahrung mit System. Eine Säule dieses Systems ist die Selbstwahrnehmung. Wozu aber soll Selbstwahrnehmung nützlich sein?
Um einer Antwort etwas näher zu kommen hilft vielleicht eine weitere Frage: Was ist damit gemeint, wenn jemand sagt: „Ich selbst …!“? Da bezieht sich ein Mensch auf sich selbst als eine Person, die einer bestimmten Ansicht zuneigt, gewisse Gewohnheiten pflegt, bestimmte Vorlieben und Abneigungen hat – eine Person also, die über eine Identität verfügt.
Identität bedeutet so viel wie „dieses Wesen“, das sich von allen anderen Wesen unterscheidet. Diese Unterschiede sind u.a. körperlicher Natur, sozialer Natur und sie sind psychischer Natur. Personen leben psychisch und sozial in einem Selbstverhältnis. Das heißt, dass sie nicht nur leben, sondern auch wissen, dass sie leben und ihr Leben führen müssen.
Wie gewinnen nun Menschen Wissen von sich selbst? Üblicherweise lernen sie das im Verlauf ihres Lebens. Sie bekommen Rückmeldungen von ihren Eltern, Geschwistern, Freunden, Lehrern und anderen Menschen mit denen sie zu tun haben. „Du bist aber ein braves Kind“; „Sei doch nicht so gierig!“; „Du hast echt Geschmack.“; „Du bist zu faul!“ usw. usf. Diese Rückmeldungen treffen auf eine innere Wahrnehmung, eben die Selbstwahrnehmung.
In die Selbstwahrnehmung fließen solche Aspekte ein, wie körperliche Empfindungen, emotionale Färbungen, bildliche Vorstellungen, Identifikationen und Reflexionen über all das. So betrachtet ist Selbstwahrnehmung dann eine wichtige Ergänzung für Rückmeldungen, die wir von anderen bekommen. Mit eingeschränkter Selbstwahrnehmung könnte man nicht Kritik, kritisch betrachten, Lob nicht auf seine Aufrichtigkeit prüfen, oder Ablehnung nicht nachvollziehen.
Selbstwahrnehmung ist auch wesentlich für Entscheidungen. Je wichtiger die Entscheidung, desto wichtiger die Selbstwahrnehmung. Das sogenannte „Bauchgefühl“, oder die „Intuition“ sind solche Selbstwahrnehmungen, die uns warnen oder ermutigen können. Bauchgefühle sind meist subtil und rational kaum fassbar – sie beruhen in der Regel auf Lebenserfahrungen. Lebenserfahrungen können verschieden gefärbt sein – eher positiv oder eher negativ, die dann zu eher optimistischen oder eher pessimistischen Bauchgefühlen führen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Chancen verpasst oder Risiken leichtfertig eingegangen werden.
Neue Erfahrungen und verfeinerte Selbstwahrnehmung können die Verzerrungen der Vergangenheit ausgleichen und so zu angemesseneren Entscheidungen beitragen. Sie ermöglichen, neu über sich nachzudenken, sein Selbstbild detaillierter zu zeichnen, den Körper als Ressource nutzen zu lernen, Gefühlsnuancen deutlicher unterscheiden zu können und seine Identität um evtl. unerwartete Eigenschaften und Fertigkeiten zu erweitern.