Die heutige Stille präsentiert mir diese beiden Begriffe, die mein Freiheitsgefühl betreffen.
Im meinem Selbstumgang kenne ich das Gefangen-Sein in meinen Gewohnheiten, meinen Routinen und Marotten. Ich kenne auch gut das Gefangen-Sein in meinen unvollkommenen Fähigkeiten – auch wenn ich immer wieder neu anfange, meine Fähigkeiten zu erweitern.
In der Beziehung zu meinen Lieben habe ich mich freiwillig gebunden, mich so betrachtet also auch selbst gefangen – andererseits werde ich in meiner Beziehung auch aufgefangen, falls ich einmal den Halt verliere.
Im sozialen Umfeld nehme ich meine Gefangen-Sein am schärfsten wahr. All die Routinen und Rollen, die meine Kultur von mir fordert, die Verpflichtungen, die ein Gemeinwesen mit sich bringen, können mir nicht durchgehend gefallen. Ich weiß manchmal nicht so recht, was ich damit anfangen will.
Auf der Empfindungsebene stellt sich der Eindruck eines Netzes ein, das sich eng, ganz um meinen Körper zuzieht. Meine Atmung wird flacher und ich habe den Eindruck ganz tief in meinem Körperinneren, besonders im Kopf zu sein.
Begleitet sind diese Empfindungen von einer milden Furcht und einer sprungbereiten Ruhe.
Ich denke, dass Freiheit nur in Grenzen möglich ist. Dass wir existenziell gefangen im Fleisch, in bedeutsamen Beziehungen und sozialer Gemeinschaft sind.
Ich hoffe sehr, dass ich die Unterschiede zwischen existenzieller Gefangenheit und einer unnötigen Gefangenheit gut unterscheiden kann. Dann erst bekomme ich nämlich die Freiheit, etwas anzufangen, was auch wirklich möglich ist.
Meine Ängste drehen sich darum, dass die ökologischen und sozialen Zwänge enger werden, als es für ein bekömmliches Leben nötig ist.
Ich möchte gerne dazu beitragen, die notwendigen Grenzen zu bewahren und sie Wert zu schätzen, immer wieder neu damit anzufangen, Grenzen auf ihre Notwendigkeit hin zu prüfen.
In der Abschlussstille fühle ich mich friedlich – das Netz um meinen Körper hat sich gelockert, ich empfinde mich wärmer und weicher.