Die Frage nach der Gesellschaft, dem Sozialen, den Kulturen und der Platz eines Individuums – eines allgemeinen Einzelnen – darin, treibt aus der Stille in mein Bewusstsein. Als personales Subjekt bin ich davon natürlich auch selbst betroffen.
Das Soziale hat sich tief in meinen Selbstumgang eingeschrieben. Die Werte, Normen, Selbstverständlichkeiten meiner Kultur prägen auch meinen Selbstumgang. Bürgerliche Werte, 68er Ideale oder die Anforderungen des wirtschaftlichen Wertsystems und etliche andere Fragmente wetteifern, z.B. bei meiner Selbstbewertung, um Beachtung.
Auch in das Zusammenleben mit meinen Lieben sickert das soziale Kontinuum ein. Ganz unvermeidlich spielen hier verschiedene Wertsysteme eine Rolle, wenn es um so banale Fragen wie Wohnungseinrichtung, Essgewohnheiten oder Freizeitbeschäftigung geht. Ob wir mit oder gegen eine solche Strömung leben wollen, bleibt unserer Entscheidung überlassen – ignorieren können wir die Einflüsse nicht.
Das Soziale des Sozialen ist für mich die Frage der globalen Sozialität. Fragen darüber, wie die Weltgemeinschaft miteinander umgeht, wie sie ihre Ressourcen verteilt und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Kulturen herrschen – Fragen, die mich schon seit einiger Zeit bedrängen.
Auf der Empfindungsebene nehme ich sehr schnell eine ambivalente Bewegung wahr – von innen nach außen der sich weich anfühlende Wunsch nach Geselligkeit, die Wärme einer freundlichen Gemeinschaft – miteinander lachen, tanzen oder Blödsinn machen. Dagegen von außen nach innen – eine Verfestigung, eine hohe Wachsamkeit und auch eine Tendenz mich kleinzumachen.
Auf der Gefühlsebene ringen entsprechend Sehnsucht und Heiterkeit gegen die Furcht vor Fremdbestimmung, gegen Misstrauen, Rückzug und Trotz.
Ich denke, dass dieses Spannungsverhältnis zwischen personalem Erleben und sozialen Norm Ansprüchen nicht auflösbar ist. Ich denke, Menschen sind schon biologisch auf Geselligkeit angelegt – bringen eine hervorragende neuro-hormonelle Ausstattung dafür mit, miteinander die besten Überlebenschancen zu gestalten und sich dabei miteinander wohl zu fühlen. Ich denke allerdings auch, dass das Soziale eine eigenständige Form von Realität darstellt, gegen die ich als Einzelner wenige Wirkmöglichkeiten besitze.
Mein Blick auf das Soziale ist im Moment eher sorgenvoll. Die Krisenstimmung, die Spaltungstendenzen, nicht nur in der deutschen Gesellschaft, erlebe ich teils sogar als bedrohlich. Meine Hoffnungen darauf, dass doch bald wieder etwas Vernunft in die Debatten kommt, scheinen mir oft selbst naiv.
Meine Ziele bezüglich des Sozialen sind einerseits tagesaktuell darauf gerichtet, wie ich meinen Platz in dieser Gesellschaft bewahren kann, wie ich mein Leben entsprechend meinen Vorstellungen in dieser Gesellschaft gestalten kann. Ein fantastisches Ziel ist, ein utopisches Bild von einer globaler Gesellschaft zu entwickeln und dafür mit anderen zu denken, zu streiten, zu planen und zu handeln.
In der Abschlussstille fühle ich mich trotz der Schwere des Themas jetzt leichter, ruhiger und fast schon etwas zuversichtlich – es hat mir gut getan, mich mit meinen Zielen zu verbinden und sie einfach aufzuschreiben.