Fasnacht hat etwas Penetrantes – sie ist laut, schrill und schmutzig und offenbar in der Lage, einen Platz in meiner Stille zu finden.
In meinen persönlichen Raum habe ich schon öfter und unabhängig von der Jahreszeit, von mir gedacht, dass ich mich wie ein Narr benommen habe – närrische Hoffnungen gehegt habe, absurde Pläne geschmiedet oder tollpatschig gehandelt habe. Fasnacht gefeiert habe ich schon lange nicht mehr.
In meinem nahen Umfeld hält sich das närrische Treiben ebenfalls nicht an den Kalender. Scherze, Nonsens und Quatsch treiben wir das ganze Jahr über, auch wenn nicht alle das jeweils unbedingt witzig finden.
Mit der organisierten Narretei habe ich ein wenig Schwierigkeiten. Die Heiterkeit kommt mir oft ein wenig angestrengt vor, die Rituale wenig authentisch. Ein ganz klein wenig spüre ich allerdings auch eine gewisse Sehnsucht danach, mich hinter einer Maske zu verstecken und mich so unter die Leute zu begeben.
Die körperliche Resonanz zu „Narri Narro“ ist gering. Ich empfinde eine unspezifische Leichtigkeit, ein leichtes Lächeln kräuselt mein Gesicht, mein Kopf hat eine Tendenz zu einer wackelnden Links-Rechts-Bewegung.
Emotional fühle ich mich durchaus zu Narretei hingezogen – der Schalk sitzt nicht so sehr in meinem Nacken als vielmehr im Gesicht und den Armen. Die Stimmung ist nicht ganz eindeutig – es gibt einen heiteren Pol und einen der auch ein wenig bösartig ist, der anderen Menschen gerne die Masken abreißen würde. Ich spüre auch eine Sehnsucht danach, die Fesseln der sozialen Maske einmal abzuwerfen und mich dem berauschten Miteinander hinzugeben.
Meine Gedanken zum Thema sind ambivalent. Einerseits finde ich es eine tolle Sitte, so ein „Umkehrfest“ zu feiern. Andererseits erscheint mir die zeitgenössische Form von Narretei scheinheilig – gewissermaßen „Opium fürs Volk“, dass fünf Tage lang seinen Unmut äußern, sich über die Eliten lustig machen kann, um dann wieder in die vorgeblichen „Sachzwänge“ eingespannt zu werden.
Meine Hoffnungen bezüglich der Fasnacht sind traditionell. Mögen die Narren den Winter möglichst bald austreiben.
Erreichungsziele finde ich keine, aber die Gewohnheit, dem wilden Treiben entgehen zu wollen.
Ich fühle mich jetzt ein wenig gelassener zur Fasnacht. Ich werde vielleicht den einen oder anderen Text schreiben, der mit Nonsens die Absurditäten des Weltgeschehens bloßstellen hilft.