Menschliches Da-Sein und Bewusstsein kann als beseelter Raum verstanden werden. Da wo ein Mensch ist, der sich selbst und seines Raumes bewusst wird, kann Handlungsfreiheit entstehen.
Welche Räume lassen sich beseelen, welche müssen vielleicht beseelt werden, um zu so etwas wie Freiheit zu gelangen?
Realming unterscheidet die drei Bereiche von „Ich mit mir“, „Ich mit dir“ und „Ich mit euch“. Diese Bereiche besitzen schon raumartige Dimensionen in dem Sinn, dass sie unvermeidliche Umgebungen darstellen. Eine differenziertere Betrachtung veranschaulicht die Möglichkeiten, Freiheiten zu gewinnen.
Dies ist der zweite Beitrag der fünfteiligen Serie über diese Möglichkeiten.
2. Der Handlungsraum
Als leibliche Wesen können Menschen gar nichts anders als ständig handeln. Etliche Handlungen sind unbewusst, einige halb bewusst und wieder andere voll bewusst. Handlungen kann man auch als Fähigkeiten betrachten, als erlernte Arten eine Bewegung auszuführen. Alle Bewegungen müssen erst erlernt werden und das Meistern einer neuen Bewegung ist in der Regel mit Freude und Stolz verbunden.
Erlernen von Bewegungen braucht zunächst die volle konzentrierte Aufmerksamkeit. Es folgt eine Phase des Einübens – immer noch mit viel Bewusstheit – und schließlich ist die Bewegung verinnerlicht und kann als automatisierte Routine abgerufen werden.
Die so erworbenen Fähigkeiten bestimmen lebenslang den Spielraum der möglichen Handlungen und die Reichweite der Möglichkeiten, wirksam in der Welt zu sein.
Aber nicht nur Fähigkeiten wollen erlernt werden auch das Erlernen von Fähigkeiten an sich ist ein Lernprozess, der schon früh im Leben durchlaufen wird. Die Erfahrungen damit, wie frei und ungestört Bewegungen entdeckt und geübt werden konnten; wie originell oder vorgeschrieben ein Bewegungsablauf sein durfte; wie der Erfolg der neuen Fähigkeit durch die wichtigen Anderen kommentiert wurde.
Hier lassen sich intrinsische (innere/eigene) von extrinsischen (äußere/von anderen) Motive unterscheiden. Innere Motive entstehen aus Neugier und Interesse, an einem gewissen Ehrgeiz, eine Herausforderung zu meistern oder jemanden zu beeindrucken. Äußere Motive sind Forderungen nach Gehorsam, Verlockung mit Belohnungen, also häufig so etwas wie Dressur und Konditionierung.
Entsprechend sind die Ausführung und das Erleben der Bewegung mehr oder weniger beseelt. Wie vielen Menschen ist schon die Freude an Bewegung spätestens im Schulsport ausgetrieben worden?
Gelingende, beseelte Bewegung ist eine Quelle von Freude und Wohlbefinden. Die Fähigkeit, Bewegungen auf stimmige und organische Art und Weise neu kennenzulernen ist ein wesentlicher Aspekt von Realming. Die Fähigkeit, sich neue Fähigkeiten zuzulegen geht niemals verloren, ist höchstens etwas eingerostet. Über Fähigkeiten zu verfügen schafft aber neue Freiräume, Selbstwert und Freude.