Meine Stille am Montagmorgen gebiert manch überraschenden Gedanken – heute tauchte Zuversicht auf.
Zuversicht suche ich in meinem Selbstumgang vor allem im Hinblick aufs Älter-Werden. Ich versuche zuversichtlich zu sein, dass ich halbwegs gesund und geistig fit durch meine Altersphase gehen kann. Inzwischen tue ich auch einiges dafür, dass sich die Wahrscheinlichkeit dafür erhöht. Ich bemerke dabei auch, dass ich mich gerne mit Wunschgedanken beruhige.
Bezüglich meiner Liebsten, meiner Kinder, Enkel und Eltern pflege ich eine blinde Zuversicht – es wird schon alles gut werden und so bleiben.
Bedroht ist diese Zuversicht durch die lokalen und globalen Entwicklungen, die sich wie eine bedrohliche Wolkenfront in mein Gesichtsfeld schieben. Wenn ich mich lokal noch auf eine tatkräftige und hilfsbereite Mitbevölkerung beziehen und mich mit ihr beruhigen kann, dann wird die Zuversicht immer schwieriger, je weiter weg mein Blick schweift – aus der Wolkenfront wird eine Art Hurrikan.
Wenn ich nach der körperlichen Resonanz von Zuversicht suche spüre ich widersprüchliche Empfindungen. Mein Brustraum mag sich weiten und öffnen, aber meine Augenlider werden so schwer, dass sie den Kopf nach vorne und unten ziehen. Meine Arme fühlen sich schwach an.
Wenn es mir gelingt, plausible Zuversicht zu finden breitet sich eine wohliges Gefühl aus, ich fühle mich weicher, freundlicher und eben zuversichtlicher werden.
Gedanklich befinde ich mich zwischen den Polen der Zuversicht und eines skeptischen Realismus. Ich wünsche mir so sehr, dass alles gut werden möge, denke aber auch, dass das eben kaum möglich sein wird. Dabei drücken vor allem die ferneren und übermächtigen Entwicklungen wie die Umweltkrise, die kriegerischen Konflikte oder die technische Entwicklungen – Big Data, Genmanipulation, Landwirtschaftsindustrie – auf meine Stimmung und trüben damit auch meine Zuversicht für die näheren Bereiche ein.
Ich bemerke, dass ich Zuversicht häufig als Vermeidungstaktik verwende, damit ich nicht die Ohnmacht fühlen muss, in der ich mich erlebe. Zu erreichen wäre für mich, dass ich meinen Einflussbereich so nutze, dass die Chancen besser werden, dass es gut weitergehen kann.
Meine Hoffnungen und Ängste bewegen sich gerne zwischen schwarz und weiß. Hier eine Sensibilität für die Grautöne zu entwickeln wäre wohl hilfreich.
Ein konkreter Schritt für mich ist sicher, meinen Blick auf mögliche und konkrete Erreichungsziele zu üben. Zuversicht, dass mein Kind die Schule gut schaffen wird, dass ich etwas dazu beitragen kann, indem ich sie ermutige und für sie da bin, wenn sie mich braucht. Überhaupt meinen Blick dafür zu sensibilisieren, wenn in meinem näheren Umfeld, sich jemand Sorgen macht, vor einem Hindernis steht oder an sich zweifelt.
Ich denke, dass ich damit auch für mich selbst mehr Vertrauen in meine Zuversicht finden kann und die Balance mit einer realistischen Sichtweise gelingt.
So betrachtet erscheint mir Zuversicht als etwas ausgesprochen positives.