Geschäfte – geschäftig
Die Pause ist vorbei, der Urlaub zu Ende – der Arbeitsalltag drängt sich wieder auf.
Ich bin ein Mensch, der einerseits sehr leistungsfähig und effektiv arbeiten kann, der allerdings auch über eine etwas schwankende Leistungskurve verfügt. Meine Pflichtarbeiten erledige ich zuverlässig und zeitgerecht, aber wenn es um kreative Ziele geht – z.B. schreiben – da muss ich oft auf einen richtigen Moment warten. Anders geht das in meinen Kursen, hier bin ich immer auf den Punkt fit und präsent – ich denke, die teilnehmenden Menschen inspirieren mich zuverlässig.
In meinem nahen Umfeld gibt es auch jede Menge „Jobs“, die in meine Zuständigkeit fallen – auch die erledige ich in aller Regel zuverlässig. Genauso zuverlässig fühle ich mich verstimmt, wenn andere ihre „Jobs“ nicht erledigen – was aber eher selten vorkommt.
Im sozialen Umfeld spüre ich, besonders jetzt nach dem Urlaub, die unglaubliche Geschäftigkeit, die um mich her rauscht und tost. Es scheint mir, als ob alles (einschließlich der Menschen) noch schneller und besser und effizienter gehen soll, bis dann gar niemand mehr Zeit hat, darüber nachzudenken, was er/sie überhaupt tut.
Auf der Empfindungsebene kommen mir bei diesen Begriffen sofort die Arme, Hände und Augen in den Vordergrund der Wahrnehmung. Auch bei mir die Organe, die am direktesten mit dem Schaffen verbunden sind.
Emotional finde ich eine gewisse Ambivalenz – da ist schon eine Schaffensfreude zu spüren, aber auch ein gewisses Misstrauen, ob den meine Geschäfte überhaupt bemerkt und falls ja, auch gewürdigt werden. Im Hintergrund fühle ich auch eine gewisse Traurigkeit darüber, wie viele von meinen geschäftigen Aktivitäten ins Leere gelaufen sind.
Ich denke, dass das Geschäft und die Geschäftigkeit eine ganz und gar menschliche Angelegenheit sind. Ich würde sagen: Man kann nicht nicht Geschäfte erledigen und muss dabei eben auch Geschäftigkeit entwickeln. Aus der schlichten biologischen „Geschäftspflicht“ haben sich die zahllosen sozialen „Geschäftsmöglichkeiten“ entwickelt, die mir mitunter in Gefahr erscheinen, nur um des Schaffens willen, Geschäfte zu machen. Geschäfte ihrerseits scheinen immer neue Geschäfte nach sich zu ziehen und dadurch dann eine eigene Systemeben zu erzeugen, die wir dann die „Wirtschaft“ nennen.
Ich kenne die Befürchtung, dass meine Geschäfte zu wenig erfolgreich sind. Gerade als Freiberufler ist meine geschäftliche Zukunft besonders ungewiss. Meine Hoffnungen sind allerdings meistens stärker, die Hoffnung, dass die Qualität meiner Arbeit genügend Wertschätzung findet und genügend Menschen, meine Fähigkeiten in Anspruch nehmen werden.
Damit sind auch meine Geschäftsziele klar – weiterhin bekannt machen, dass es mich gibt, geschäftig Werbung dafür zu betreiben, damit meine Kurse besucht werden und die Besucher*innen begeistert darüber berichten können.
In der Abschlussstille bemerke ich, dass ich wieder in meinem „Geschäfts-Realm“ angekommen bin. Dem Bereich meines Realms, in dem ich mich mit dem Mensch-Sein beschäftige, mit dem was notwendig ist und dem, was möglich ist. Der Urlaub ist vorbei – ich freue mich darauf wieder geschäftig zu werden.