Passend zu Halloween kommt aus der Stille das Grauen.
Im Selbstumgang kenne ich das Unheimliche in mir aus meiner Biografie. Impulse und Fantasien, die nicht zu meinem Selbstbild gepasst haben, die ich nicht haben wollte, mit denen ich mir unheimlich war. Heute kenne ich das „unheimliche“ Gefühl höchstens dann, wenn es um geheimnisvolle Symptome geht, die plötzlich auftauchen, von denen ich nicht weiß, ob sie gefährlich sind.
In meinem Beziehungsleben habe ich vor allem meine Lieben unheimlich lieb. In diesem Bereich fühle ich mich ebenfalls höchstens gruselig, wenn jemand von den Lieben krank wird.
Im sozialen Raum finde ich wiederum vieles, was mich unheimlich gruselt. Sei es die „Populistische Rechte“ in Deutschland und Europa, seien es die politischen Entwicklungen weltweit und vor allem das ökologische Desaster, das wir (ich auch) auf der Erde anrichten.
Auf der Empfindungsebene spüre ich schnell eine Art Loch in meinem Solar Plexus, verbunden mit dem Impuls rückwärts zu verschwinden – ganz schnell taucht der Gegenimpuls auf – ein Aufrichten der Wirbelsäule, verbunden mit der Empfindung der Festigung und der Bereitschaft.
Auf der Gefühlsebene sind diese Empfindungen zunächst von einer Ahnung von Schreck begleitet– im Gegenimpuls spüre ich Trotz und Ärger.
Ich denke, dass das Gruseln ein Spiel mit der Sterblichkeit ist. Menschen können wissen, dass sie sterben müssen, aber es sieht so aus, als wollten die meisten das gar nicht wissen. Das kulturelle Totengedenken konfrontiert uns mit der Sterblichkeit und das Verkleiden – damit uns der Tod nicht erkennt? – und die schrecklichen Masken – die den Tod vertreiben sollen? – erleichtern den Umgang mit dem unvermeidlichen Geschick. Es ist sogar die Wendung des Schreckens zu einem Fest, das vor Lebendigkeit geradezu strotzt.
Ich hoffe, dass ich bei einer Gelegenheit wieder einmal an so einem Fest teilnehmen werde – die letzten Jahre fand ich das wenig verlockend. Lauter maskierte und betrunkene Menschen sind mir allerdings schon etwas unheimlich.
Ich bin im Moment mit meiner Einstellung recht zufrieden, von daher finde ich kein Erreichungsziel.
In der Abschlussstille pulsiert mein Solar Plexus geradezu fröhlich. Ich fühle mich heiter und versöhnt mit dem Spiel mit der Sterblichkeit.